- Geschrieben von: Bender, W.
Wir verwenden einen Spiegel, um unser Gesicht zu sehen.
Wir brauchen Kunst, um unsere Seele zu sehen.
(G. B. Shaw)
Mit diesem Grundgedanken wagte sich die Theatergruppe des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums vom 7.-8. 2. 2022 gemeinsam mit der Theatergruppe des Gymnasiums Rodewisch in die Chemnitzer Jugendherberge. Die Lehrkräfte Frau Bocek (Mondstaubtheater Zwickau), Frau Bohne und Herr Bischoff (Gymnasium Rodewisch) boten für die Schülerinnen und Schüler von Klasse 5-12 Workshops zu den Themen „Bewegung“, „Stimme und Sprache“ sowie Stückentwicklung an. Die Kinder und Jugendlichen beider Schulen wurden in gemischte Gruppen gelost und lernten in den verschiedenen Theaterübungen neue Ausdrucksweisen kennen. Auch verbesserten sie ihre schon erworbenen Kenntnisse und lernten jeweils von den Schülern des anderen Gymnasiums. Das Theaterlager diente in erster Linie zur Schulung der eigenen Fertigkeiten im Schauspiel, aber auch der Hinterfragung eigener Ausdrucksformen. Beispielsweise wurde sich intensiv über den Begriff „chillen“ ausgetauscht. Was bedeutet das eigentlich? Was gehört dazu? Und wenn ich das auf der Bühne darstellen will, welche vielfältigen Möglichkeiten gibt es dafür?
Auch die Stimme als bedeutendes Instrument der eigenen Persönlichkeit wurde intensiv besprochen und durch verschiedene Übungen bei den Schülern hervorgelockt. Wie untermalt die Stimme meine Gestik und wie beeinflusst Gestik unsere Sprache? Wie laut kann ich eigentlich schreien? Was muss ich tun, dass meine Stimme dauerhaft leistungsfähig bleibt?
Zwischendurch konnten die Schülerinnen und Schüler im Improvisationstheater ihrer Fantasie und ihren „Lieblingscharakteren“ freien Lauf lassen.
Unter den Jugendlichen wurden Gedanken und Handynummern ausgetauscht. Abends ging man dann gemeinsam in der Innenstadt essen.
Alle Schülerinnen und Schüler nahmen die beiden Tage als sehr arbeitsintensiv und lehrreich wahr, aber gleichzeitig auch als Spaß und Abwechslung vom Schulalltag. Wir freuen uns auf eine Fortführung der Theaterkooperation und hoffen auf eine gemeinsame Stückentwicklung beider Schulen im Schuljahr 2023/24.
„Der innere Faden“, der uns trägt (Frau Bocek übt mit Klasse 5-7)
Theater heißt auch, einander zu vertrauen
Rodewischer und Werdauer Schüler lernen miteinander und voneinander
- Geschrieben von: Bender, W.
Zwischen dem 8.-10.2.2022 waren in der Turnhalle nicht die üblichen Bälle, Springseile, Volleyballnetze oder Bodenmatten zu sehen, sondern schwarze Bretter, große Kuben und Kleider. Dieser Materialien waren Teil der Probentage des künstlerischen Profils Klasse 10, die für ihr Abschlussstück übten. Gemeinsam mit der Theater-AG, die aktuell Schülerinnen und Schüler der Klasse 6-9 umfasst, wurde gezeichnet, gepinselt, gesungen, Gitarre geübt und Requisiten verschoben. Die drei arbeitsintensiven Tage bereiten die Premiere des Stücks „Wir sind wach – hellwach. Der Prozess gegen die Werdauer Oberschüler“ vor. Dafür werden nach den Ferien Plakate aufgehängt und Karten verkauft werden. Schnell sein lohnt sich, denn was die Kinder und Jugendlichen erprobt haben, ist nichts Geringeres als ein bedeutender Teil unser Schulgeschichte, der nicht nur in Werdau, sondern auch deutschlandweit ein Begriff ist.
Die Probentage werten die beiden Spielleiterinnen Frau Bocek (Mondstaubtheater Zwickau) und Frau Bohne als erfolgreich. Angefangen hat es Dienstagmorgen mit der Kostümauswahl, die größtenteils direkt beim Theater Plauen-Zwickau ausgeliehen wurde. Die Schülerinnen und Schüler haben bereits zum Profilunterricht und während des GTA-Angebots „Theater-AG“ ihre Rollen kennengelernt, sodass sie eine ungefähre Vorstellung hatten, welche Kostüme zu ihnen passten. Einige müssen sich 2-3x umziehen, sodass wir gemeinsam überlegten, ob die benötigte Zeit zwischen den einzelnen Szenen überhaupt dafür ausreicht, oder ob wir noch einmal umplanen sollten.
Danach wurde eine Abfolge der Bühnenbilder gestellt. Das heißt, ohne dabei zu schauspielern. Es ging dabei um Abläufe, wie: wer trägt diesen Quader herein? Wer nimmt den Stuhl am Ende der Szene mit hinaus? Wer hilft seiner Mitschülerin beim Umziehen? Welche Musik wird in welcher Reihenfolge abgespielt?
Dabei wurden manche Szenen erstmals aufgestellt oder umgeräumt, denn im normalen Unterrichtsgeschehen fehlt die Zeit für diese Überlegungen.
Die Schülerinnen und Schüler der anderen Turnhallen haben danach wahrscheinlich unbekannte Lieder vernommen. Das Lied der FDJ „Bau auf, bau auf“ wurde mit Gitarre eingeübt und die Hymne der DDR wurde angestimmt. Wozu wir diese brauchen? Schaut euch einfach eine der Vorstellungen an.
Während dieser Gesangseinlagen wurde in der 111 fleißig geklebt, gemalt, gerissen und gewalzt. Denn auch für die „Nicht-Schauspieler“ gibt es im Theater einiges zu tun. Kulissen müssen gebaut, Requisiten geplant, Programmhefte verfasst und Plakate entworfen werden. Die Kunstgruppe musste weitgehend selbständig und lediglich mit einer Art Checkliste ausgestattet eine Vielzahl von Aufgaben erledigen.
An diesem Dienstag waren bereits die ersten Szenen vollständig erlernt und erprobt.
Auch die kommenden Tage waren arbeitsintensiv. Die Kinder und Jugendlichen arbeiteten unermüdlich und mit wenigen Pausen von ca. 8-15 Uhr. Am Mittwoch traf man vereinzelt auch Schauspielerinnen um 16 Uhr noch an! An diesem Tag wurde eine neue Szene komplett fertig gestellt. Eine andere Szene wurde soweit vorbereitet (Text, Aufbau, Abfolge,…), dass sie am Donnerstag geübt werden konnte.
Am letzten Tag lernten alle den Begriff „Dokumentarisches Theater“ kennen, denn das „Herzstück“ dieses Projekt bietet offizielle Einblicke in alte Schul- bzw. Gerichtsakten. Alles in allem waren es arbeitsintensive, aber auch sehr erfolgreiche Probentage und wir freuen uns auf die Premiere und mindestens 2 weitere Auftritte im April und Frühsommer!
- Geschrieben von: Bender, W.
Mit Beginn des Wechsel- bzw. Präsenzunterrichts begann auch die Theater-AG wieder analog zu proben. Bis dahin haben wir uns jede Woche online zur Video-Konferenz getroffen und theoretische Grundlagen zur Entwicklung von Figuren erarbeitet. Auch das Prinzip der "Vier-Wände" kam neu hinzu und in ersten Spielübungen ausprobiert. Diese Form des Raumverständnisses bekam durch die Arbeit am Bildschirm eine neue Dimension, da nur die "Wand" zum Zuschauer existieren konnte. Der Rest war eine Art "nichts". Unsere Theater-AG hat ein paar Mitglieder eingebüßt, was aufgrund der langen Zeit der Abwesenheit und des Schulstresses verständlich ist, aber die restlichen Schülerinnen und Schüler traurig stimmte. Vor Ort steigt zum Glück die Anzahl der Nachwuchsschauspieler wieder leicht an, sodass wir an unserem Stück, welches jetzt noch nicht verraten wird, gut weiterarbeiten können.
Erste Rollen sind bereits verteilt, kleine Texte werden bereits erlernt, verbessert, umgeschrieben, teilweise auch wieder verworfen oder auch das Bühnenbild als solches, sowie erste Requisiten sind bereits auf der Bühne und im Textbuch zu finden.
Besonders schön ist eine gewisse Professionalisierung unserer Schauspieltruppe, die manch einem auch beruflich später viel nutzen wird. Welche Haltung nehme ich in dieser Situation ein? Wozu benötigt eine Figur eine "Backstory"? Was hat ist in einer Situation besser: geschriebener Text oder improvisierte Handlung? Warum ist es nötig Dinge auszuprobieren und wieder zu verwerfen?Was macht eine gute Rolle aus? Wie kann ich dem Stück eine Metaebene geben? Welche "Werkzeuge" benötigt man hierfür? Welche Besonderenheiten werden durch den Ort und die Zeit der Stücke benötigt?
All diese Themen und Fragen werden im Plenum diskutiert und in das Stück eingearbeitet.
Fortsetzung folgt....
- Geschrieben von: Bender, W.
Theater im Teillockdown zu spielen bedarf einiger Improvisation. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte spielen und üben komplett mit Mundschutz. Das heißt, dass ein Großteil der schauspielerischen Tätigkeit, das mimische Spiel, verborgen bleibt. Die Kinder und Jugendlichen schulen ihren gegenseitigen Augenkontakt und eine überdeutliche Körpersprache - beides wichtige Elemente der Schauspielkunst. Wir versuchen das beste aus der Situation zu machen. Aktuell werden „aufeinander aufbauende“ Standbilder geübt. Dabei spielen die situationsbezogenen Gedanken eine große Rolle. Außerdem werden die Schülerinnen und Schüler für den „Überraschungsmoment“ sensibilisiert. D.h. Personen werden im Dialog in unerwartete Situationen katapultiert und müssen dann eine kreative, gestische Reaktion zeigen.
Theater in Zeiten von Corona
Reaktion: Stimme/Körper
- Geschrieben von: Bender, W.
Inmitten der Coronakrise und der Schulschließungen in Sachsen bekam das Gymnasium Werdau eine sehr gute Nachricht: Im Auswahlverfahren für die Zusammenarbeit zwischen Schule und Theater hat unsere Schule mit ihrem Konzept zur Einbindung eines Schultheaters in den Unterrichtsalltag die Jury überzeugen können! Damit zählen wir sachsenweit zu den 6 Schulen im Schuljahr 2020/21 und 2021/2022, welche sich über eine sogenannte KOST freuen dürfen:
KOST möchte mehrjährige, intensive und somit nachhaltige Kooperationen zwischen Schulen und freien Theaterkünstler*innen und Theaterpädagog*innen aus ganz Sachsen beleben und unterstützen. Dabei sollen insbesondere Schulen in ländlichen Gegenden gefördert werden. Schulen können dadurch die Arbeit innerhalb des Neigungskurses, des künstlerischen Profils oder der Theater AG bereichern und erfolgreich voranbringen. Schule und KünstlerIn arbeiten zwei Jahre zusammen. In dieser Zeit profitieren Lehrer*innen und Schüler*innen von den Erfahrungen und dem Wissen professioneller Theatermacher*innen. (aus: https://www.kost-sachsen.de/kooperation/)
Die gemeinsame Arbeit mit Gabriele Bocek (Mondstaubtheater Zwickau) hat bereits am 14.9. 2020 innerhalb der Theater – AG begonnen. Unser Probenort bildet dabei das künstlerische Profilzimmer sowie die Aula im Haus I. Bisher haben sich ca. 20 Schülerinnen und Schüler bei dem GTA-Angebot angemeldet. Dabei sind von Klasse 5-10 zahlreiche Theaterbegeisterte, die gerade als Schauspielgruppe zusammenwachsen.
In den ersten Wochen haben wir uns an die Bühne als Raum angenähert und erste Warm-ups ausprobiert. Anhand (vermeintlich) einfacherer Übungen wurden Konzentration und Fokussierung geübt. Auch die für den Schauspieler so wichtige „neutrale Haltung“ haben wir mehrfach ausprobiert. In der letzten Stunde vor den Ferien haben die Schülerinnen und Schüler eine erste Methode erlernt, wie man schnell, effektiv und mit viel Spaß eine Tanzchoreographie entwickeln kann.
Nach den Herbstferien nähern wir uns langsam dem ersten Theaterstück an.
Fortsetzung folgt…
Frau Bohne
Bild 1: Raumwahrnehmung (nach Maike Plath)
Bild 2: Entwicklung einer Tanzchoreographie